Kulturwissenschaft


Als Kulturwissenschaftlerin suche ich nach Formen einer Wissenschaft, die über das bloß Intellektuelle hinaus den ganzen Menschen ergreift und in Entwicklung bringt.


Ausgangspunkt dessen ist ein erweitertes Verständnis von Wissenschaft wie auch ein erweitertes Verständnis von Kunst.

Bereits Anfang der 70er Jahre schrieb der Ökonom Ernst F. Schumacher in seinem legendären Band Small is Beautiful, wenn die »Kultur des inneren Menschen« vernachlässigt werde, bleibe die Selbstsucht die dominierende Kraft, gerade im Wirtschaftssystem. Auch Erich Fromm erklärte damals in Haben oder Sein, zum ersten Mal in der Geschichte hänge das physische Überleben der Menschheit von einer »radikalen seelischen Veränderung des Menschen« ab.

Die Ton angebenden Strömungen im Diskurs um Nachhaltigkeit befassen sich kaum mit der »Kultur des inneren Menschen«. Sie folgen natur- und sozialwissenschaftlichen, wirtschaftlichen, technischen und ordnungspolitischen Prioritäten. All das ist wohlgemerkt absolut wichtig und unverzichtbar.

Doch ganz gleich wie aktiv wir sein mögen: Solange sich das Bewusstsein nicht entwickelt, wird alles Handeln nichts Neues bewirken.


Salzbrocken aus dem Erkundungsbergwerk Gorleben.

Wie Salz entsteht, indem es sich aus Flüssigem absondert, tendiert auch das Denken dazu, sich von der physischen, sozialen, lebendigen Welt abzutrennen. Aus Geist wird bloßer Intellekt. Dieses kalte, nicht mehr lebendige Denken, wie es heute allerorts vorherrscht, bewirkt so etwas wie ein Versalzen unserer Gesellschaft, unseres Miteinanders.

Aber Salz ist auch löslich und löst. Kann es möglich werden, über Erstarrtes hinaus zu einem Denken und gemeinsamen Handeln zu finden, das von heilendem Geist getragen ist?

Foto: George Steinmann